Südkorea zieht derzeit in Erwägung, ausländischen Investoren den Zugang zum heimischen Kryptowährungsmarkt zu ermöglichen – vorausgesetzt, die lokalen Handelsplattformen erfüllen strenge Anforderungen in Bezug auf Geldwäscheprävention (Anti-Money Laundering, AML). Die höchste Finanzaufsichtsbehörde des Landes, die Financial Services Commission (FSC), sendet damit ein deutliches Signal für eine mögliche Öffnung des Marktes gegenüber internationalen Investoren.
Signal für regulatorische Öffnung durch FSC-Vertreter
Kim Sung-jin, Leiter der virtuellen Vermögenswerte-Abteilung der FSC, erklärte am Mittwoch bei einem Fachseminar in der Nationalversammlung, dass er der Idee, ausländischen Investoren den Zugang zu südkoreanischen Krypto-Börsen zu gestatten, grundsätzlich aufgeschlossen gegenübersteht. Voraussetzung sei allerdings, dass die beteiligten Plattformen strenge AML-Richtlinien einhalten.
Die Aussage ist als Teil eines umfassenden regulatorischen Wandels zu verstehen, mit dem Südkorea versucht, seinen Kryptomarkt auf internationaler Ebene zu stärken und ausländisches Kapital anzuziehen. Die Diskussion kommt zu einem Zeitpunkt, an dem weltweit ein verschärfter Wettbewerb um führende Positionen im Krypto-Sektor entbrannt ist.
Hindernis: Strikte KYC-Regelungen derzeitiger Standard
Aktuell sind ausländische Privatpersonen und institutionelle Investoren faktisch vom Handel auf südkoreanischen Krypto-Börsen ausgeschlossen. Grund dafür sind die strengen „Know Your Customer“ (KYC)-Vorgaben, die unter anderem verlangen, dass Nutzer Konten mit lokal registrierten Bankverbindungen nutzen – was für Nicht-Residenten kaum möglich ist.
Diese Kapitalverkehrskontrollen unterliegen generellen Beschränkungen bezüglich Portfolio-Investitionen. Eine Öffnung für den internationalen Handel würde diese Begrenzungen aufweichen oder gar aufheben, so Peter Chung, Leiter der Forschungsabteilung von Presto Research. Eine kontrollierte Exposition ausländischer Anleger würde Südkoreas Krypto-Ökosystem diversifizieren und stärken.
Vorteile für den südkoreanischen Kryptowährungsmarkt
Eine Lockerung der Zugangsbeschränkungen für ausländisches Kapital hätte mehrere potenzielle Vorteile. Neben der allgemeinen Marktöffnung könnte ein solcher Schritt die sogenannte „Kimchi Premium“ abschwächen – ein Phänomen, bei dem Kryptowährungen auf koreanischen Plattformen über dem internationalen Marktniveau gehandelt werden, was auf eingeschränkte Liquidität und Zugangsbeschränkungen zurückzuführen ist.
Zudem würde die Teilnahme internationaler Händler den Wettbewerb anregen und möglicherweise die Akzeptanz von Stablecoins mit Dollar-Bindung in der Region fördern, was wiederum zu einer erhöhten Preisstabilität führen könnte.
Umsetzung hängt an AML-Konformität
Die Finanzaufsichtsbehörde betont allerdings, dass eine Marktöffnung unter dem klaren Vorbehalt steht, dass die Börsen solide Mechanismen zur Geldwäschebekämpfung nachweisen. Bereits im März 2022 hatte Südkorea mit der Einführung der sogenannten Travel Rule einen ersten Schritt in Richtung internationaler AML-Standards getan. Diese Regelung, basierend auf den Vorgaben der Financial Action Task Force (FATF), verpflichtet Krypto-Börsen dazu, Informationen zu Sendern und Empfängern von Transaktionen über eine bestimmte Schwelle hinaus (mehr als eine Million Won, etwa 680 US-Dollar) zu erfassen und aufzubewahren.
Die großen Akteure des Landes – wie etwa Upbit, Bithumb und Coinone – haben daraufhin angekündigt, die Travel Rule nun auch auf kleinere Transaktionen auszuweiten. Dennoch bleibt die praktische Umsetzung der AML-Kontrolle ein wiederkehrender Streitpunkt zwischen Behörden und Handelsplattformen.
Upbit im Visier der Behörden
Ein aktueller Fall betrifft Upbit, die volumenmäßig größte Krypto-Börse Südkoreas. Diese sah sich 2025 mit einer Geldstrafe konfrontiert – verhängt durch die Financial Intelligence Unit (FIU) – wegen angeblicher Abwicklung von Transaktionen mit nicht registrierten ausländischen Plattformen. Durch eine gerichtliche Verfügung wurde die Strafmaßnahme vorübergehend ausgesetzt, was dennoch ein Schlaglicht auf die regulatorischen Herausforderungen im Umgang mit AML-Vorgaben wirft.
Weitere Ermittlungen gegen Bithumb
Auch Bithumb, eine der führenden Plattformen Südkoreas, ist in den Blickpunkt der Ermittlungsbehörden geraten. Die Staatsanwaltschaft in Seoul hat eine Durchsuchung der Zentrale in Yeoksam-dong durchgeführt. Gegenstand der Ermittlungen sind Vorwürfe, dass ein früherer CEO der Börse unerlaubt Firmengelder für ein Apartment in Seongsu-dong verwendet haben soll. Dabei handelt es sich um ein mutmaßliches Geschäftsgebaren mit einem Umfang von rund 3 Milliarden koreanischen Won – umgerechnet etwa 2,4 Millionen US-Dollar.
Diese Fälle verdeutlichen, dass der Regulierungsdruck auf koreanische Krypto-Börsen wächst. Ohne zuverlässige interne Kontrollmechanismen wird eine Marktöffnung gegenüber internationalen Investoren auf sich warten lassen.
Fazit: Öffnung unter Auflagen könnte Südkorea stärken
Mit rund 85 Milliarden US-Dollar Handelsvolumen bei Upbit allein im März 2025 ist Südkorea ein relevanter, globaler Akteur im Kryptowährungssektor. Eine Öffnung gegenüber ausländischen Investoren könnte nicht nur zur weiteren Marktprofessionalisierung beitragen, sondern auch Südkoreas Innovationskraft im digitalen Finanzwesen stärken.
Voraussetzung ist jedoch eine klare regulatorische Basis, die sowohl nationalen als auch internationalen Sicherheitsstandards im Bereich AML gerecht wird. Die Äußerungen von Kim Sung-jin sind daher als vorsichtiges Signal einer potenziellen Reform zu werten – nicht als unmittelbare politische Entscheidung.
Ob und wann die Öffnung tatsächlich erfolgt, wird letztlich davon abhängen, ob Krypto-Börsen wie Upbit oder Bithumb in der Lage sind, evidenzbasiert ihre Konformität mit den Regularien zum Schutz vor Geldwäsche und sonstiger Finanzkriminalität zu belegen.
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