Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich gegen die Aufnahme von Bitcoin in ihre Reserven ausgesprochen. Präsident Martin Schlegel begründete die Entscheidung mit Bedenken hinsichtlich Stabilität, Liquidität und Sicherheitsrisiken. Diese Haltung steht im Widerspruch zu einer Initiative des Schweizer Bitcoin-Thinktanks 2B4CH, der fordert, Bitcoin als offizielles Reservevermögen der Schweiz zu etablieren.
SNB sieht Bitcoin als ungeeignetes Reservevermögen
In einem Interview vom 1. März erklärte Schlegel, dass Bitcoin aufgrund seiner enormen Preisschwankungen nicht als Reservewährung taugt. „Unsere Reserven müssen hochgradig liquide sein, damit sie bei Bedarf schnell für geldpolitische Zwecke eingesetzt werden können“, sagte er.
Bitcoin gilt als extrem volatil, was es schwierig macht, es zuverlässig zur Stabilisierung der Währung oder als Absicherung in Krisenzeiten zu verwenden. Zudem wolle sich die SNB von Vermögenswerten fernhalten, die kurzfristigen, spekulativen Marktveränderungen unterliegen.
Sicherheitsbedenken und technische Risiken
Ein weiterer Faktor, den Schlegel anführte, sind Sicherheitsrisiken. Als rein digitales Asset sei Bitcoin anfällig für technische Schwachstellen. „Wir alle wissen, dass Software Fehler und andere Schwachstellen haben kann“, sagte er und deutete damit an, dass ein Kryptowährungs-basiertes Reservevermögen potenziell unsicher sein könnte.
Auch Hackerangriffe und regulatorische Unsicherheiten führen dazu, dass Bitcoin aus Sicht der SNB nicht den Anforderungen eines stabilen Reservewertes entspricht.
Bitcoin bleibt ein „Nischenphänomen“
Trotz einer Marktkapitalisierung von fast drei Billionen US-Dollar betrachtet die SNB Bitcoin weiterhin als eine Randerscheinung. Schlegel betonte in seinen Aussagen, dass Kryptowährungen keine ernsthafte Konkurrenz für den Schweizer Franken darstellen und dementsprechend keine Notwendigkeit gesehen wird, Bitcoin in die offiziellen Reserven aufzunehmen.
Initiative für Bitcoin-Reserven gewinnt an Bedeutung
Die von 2B4CH angestoßene Initiative könnte jedoch dazu führen, dass sich die Diskussion in der Schweiz weiterentwickelt. Das Ziel des Thinktanks ist es, eine verbindliche Regelung in der Schweizer Verfassung zu verankern, die die SNB verpflichtet, Bitcoin als Teil ihrer Reserven zu halten.
Um eine Volksabstimmung zu erzwingen, sind 100.000 Unterschriften erforderlich. Die Frist für die Sammlung der Unterschriften läuft bis zum 30. Juni 2026. Sollte die Initiative erfolgreich sein, könnte dies eine breitere Debatte über den Platz von Bitcoin im Finanzsystem der Schweiz anstoßen.
Andere Länder setzen zunehmend auf Bitcoin-Reserven
Während die Schweiz von Bitcoin als Reservewährung Abstand nimmt, gibt es international Beispiele für Länder, die das digitale Asset zunehmend in ihre Staatsreserven aufnehmen. El Salvador ist hier das bekannteste Beispiel – das Land begann 2021 mit dem Kauf von Bitcoin und hält seither kontinuierlich BTC als nationale Reserve.
Auch andere Länder und regionale Regierungen zeigen Interesse an Kryptowährungsreserven. US-Bundesstaaten wie Texas, Kentucky und Ohio prüfen Gesetzesinitiativen, die es staatlichen Institutionen ermöglichen könnten, Bitcoin als Teil ihrer Finanzreserven zu halten.
Die Entwicklungen in Ländern wie Tschechien und Hongkong zeigen, dass Bitcoin als Reservevermögen für einige Regierungen immer attraktiver wird, während andere, etwa Polen, sich gegen eine Aufnahme von Bitcoin stellen.
Schweiz bleibt Krypto-freundlich, aber vorsichtig
Obwohl die SNB Bitcoin als ungeeignet für ihre Reserven betrachtet, bleibt die Schweiz ein wichtiger Knotenpunkt für die Kryptowährungsbranche. Insbesondere die Stadt Lugano hat sich als Krypto-Hub etabliert und veranstaltet regelmäßig Events wie die „Plan ₿“-Konferenz, die Bitcoin-Anwendungen und Innovationen rund um Kryptowährungen fördert.
Dadurch entsteht eine paradoxe Situation: Während die Schweizer Wirtschaft und einige Kantone Bitcoin-freundlich sind, hält sich die nationale Zentralbank weiterhin zurück. Dies könnte sich jedoch in den kommenden Jahren ändern, insbesondere wenn Bitcoin weiter als Wertaufbewahrungsmittel anerkannt wird.
Marktentwicklung und Prognosen für Bitcoin
Zum Zeitpunkt des Berichts notierte Bitcoin bei etwa 86.000 US-Dollar und zeigte kurzfristig wenig Bewegung. Analysten gehen davon aus, dass ein Durchbruch über die 86.500-Dollar-Marke einen Anstieg auf 88.000 Dollar auslösen könnte.
Gleichzeitig warnen einige Experten vor einem möglichen Rücksetzer, falls Verkaufsdruck aufkommt. In diesem Fall könnte Bitcoin kurzfristig auf 84.000 Dollar fallen. Diese Art von Marktbewegungen unterstreicht die Volatilität des Assets und könnten ein weiterer Punkt sein, warum Institutionen wie die SNB dem digitalen Asset skeptisch gegenüberstehen.
Fazit
Die SNB bleibt bei ihrer restriktiven Haltung gegenüber Bitcoin und sieht das digitale Asset als ungeeignete Reservewährung. Volatilität, Sicherheitsrisiken und eine fehlende langfristige Stabilität stehen einer Integration in das nationale Finanzsystem entgegen.
Gleichzeitig gewinnt die Diskussion über Bitcoin als Reserve in der Schweiz und weltweit an Bedeutung. Während die SNB noch zurückhaltend ist, gibt es weiterhin einen zunehmenden Trend hin zur Adoption von Bitcoin als nationales Reservevermögen – ein Thema, das in den kommenden Jahren weiter an Relevanz gewinnen dürfte.
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