Die Vereinigten Staaten intensivieren ihre Bemühungen, den Zustrom von Kryptowährungen an die islamistische Organisation Hamas zu stoppen. Wie aus einem aktuellen Bericht des US-Justizministeriums hervorgeht, wurden Krypto-Assets im Wert von über 200.000 US-Dollar beschlagnahmt, die für Hamas bestimmt waren. Dies wirft neues Licht auf die wachsende Rolle digitaler Währungen in der Terrorismusfinanzierung und verdeutlicht zugleich die Herausforderungen, aber auch die Potenziale bei der Bekämpfung solcher Aktivitäten durch Blockchain-Technologie und internationale Zusammenarbeit.
Der Kampf gegen Krypto-Finanzierung terroristischer Organisationen
Im April 2023 erklärte die Hamas überraschend, ihre Spendenkampagnen über Kryptowährungen – insbesondere Bitcoin – einzustellen. Die Gruppe nannte als Grund „feindliche Aktivitäten“, die Spender gefährdeten. Doch nach neuesten Informationen war diese Einstellung offenbar nur von kurzer Dauer. Ermittlungen des US-Justizministeriums belegen, dass seit Oktober 2023 über 1,5 Millionen US-Dollar in digitalen Vermögenswerten durch ein Netzwerk von Wallets gewaschen wurden, die mit der Hamas in Verbindung stehen könnten.
Nach Aussage des US-Staatsanwalts Edward R. Martin Jr. wird die amerikanische Justiz auch weiterhin sämtliche Mittel ausschöpfen, um Finanzströme an Hamas zu unterbinden:
„Hamas ist verantwortlich für den Tod vieler US-amerikanischer und israelischer Staatsbürger. Wir werden alles tun, um ihre Terror- und Mordkampagne zu beenden.“
Vorgehen der Ermittler: Blockchain-Analyse als Werkzeug
Zentrale Bedeutung bei der Identifizierung und Verhinderung der Transaktionen hatte die Blockchain-Forensik. Mit Hilfe von Analyseplattformen wie Chainalysis und Elliptic konnten Behörden die Bewegung der Vermögenswerte nachvollziehen und schließlich bei Wallets zugreifen, die über verschlüsselte Gruppen-Chats publik gemacht wurden. Nutzer wurden dort aufgefordert, Gelder an 17 unterschiedliche Adressen zu senden. Die eingesammelten Mittel wurden anschließend über verschiedene Krypto-Börsen gewaschen.
Die Ermittler verdeutlichten, wie effektiv die Transparenz von Blockchain-Systemen dabei helfen kann, illegale Aktivitäten aufzudecken. Kryptowährungen mögen als anonym gelten, doch in Wirklichkeit sind Transaktionen auf der Blockchain dauerhaft und öffentlich einsehbar – analysiert man sie professionell, lassen sich Täternetzwerke identifizieren.
Kooperation mit Krypto-Börsen: Binance und Tether im Fokus
Ein entscheidender Erfolg für die Behörden war die Zusammenarbeit mit führenden Kryptoplattformen. Sowohl Binance als auch Tether gaben bekannt, aktiv mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Chainalysis hob in seinem Bericht hervor, dass beide Unternehmen bei der Einfrierung verdächtiger Wallets halfen und so zur Sicherstellung der Mittel beitrugen.
Paolo Ardoino, CEO von Tether, erklärte in einem offiziellen Statement:
„Tether ist stolz darauf, globale Strafverfolgungsbehörden proaktiv zu unterstützen, um den Missbrauch von Stablecoins zu bekämpfen. Die Vorstellung, Kriminelle könnten sich hinter Stablecoins verstecken, ist falsch – jeder Vermögenswert ist on-chain, sichtbar und in Echtzeit verfolgbar.“
Diese Aussage unterstreicht die Bereitschaft etablierter Krypto-Unternehmen, mit Regulierungsbehörden zu kooperieren und sich gegen die Verwendung ihrer Dienste für terroristische oder kriminelle Zwecke zu positionieren.
Ein abschreckendes Beispiel für andere Terrorgruppen?
Nach Einschätzung von Chainalysis könnte diese Operation abschreckende Wirkung auf andere Gruppen haben, die Kryptowährungen für illegale Zwecke einsetzen wollen. Die Transparenz der Blockchain macht es Regierungen zunehmend möglich, solche Gelder aufzuspüren und zu beschlagnahmen – ein Argument, das bereits 2023 vom Analyseunternehmen Elliptic betont wurde.
Krypto als schwaches Mittel für Terrorfinanzierung?
Schon wenige Wochen nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 stellte Elliptic klar, dass Einnahmen durch Kryptowährungen im Vergleich zu herkömmlichen Finanzierungsquellen in einem sehr geringen Umfang stehen. Die Vorstellung, große Summen könnten unbemerkt gesammelt werden, sei eine Fehleinschätzung.
„Dies zeigt die Schwächen von Krypto als Terrorfinanzierungsinstrument. Die Transparenz der Blockchain erlaubt es, illegale Gelder zurückzuverfolgen und in manchen Fällen mit echten Identitäten in Verbindung zu bringen.“
Elliptics Erklärung zielte damals auch auf Medienberichte, die behauptet hatten, Hamas und der Palästinensische Islamische Dschihad hätten zwischen 2021 und 2023 über 130 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen erhalten. Diese Zahlen wurden im Nachhinein von Experten als deutlich überhöht eingeschätzt.
US-amerikanische Gesamtstrategie gegen Hamas
Laut dem Congressional Research Service verfolgt die US-Regierung eine mehrschichtige Strategie zur Unterbindung von Finanzströmen an Hamas. Neben strafrechtlichen Maßnahmen und Beschlagnahmungen gibt es institutionelle Kooperationen mit internationalen Partnern in Form von Sanktionen und Risikowarnungen an Banken und Börsen.
Ein zentrales Mittel war auch eine Milliardenstrafe gegen Binance wegen Verstößen gegen das US-Bankgeheimnisgesetz (Bank Secrecy Act). Dem weltgrößten Krypto-Marktplatz wurde vorgeworfen, Transaktionen von Organisationen wie Hamas oder auch nordkoreanischen Hackern nicht ausreichend gemeldet zu haben. Dies hatte letztlich den Rücktritt von Binance-CEO Changpeng „CZ“ Zhao zur Folge.
„Binance hat seine gesetzlichen Verpflichtungen ignoriert, um Profite zu maximieren. Diese bewusste Nachlässigkeit hat es Terroristen, Cyberkriminellen und Pädokriminellen ermöglicht, ihre Aktivitäten über die Plattform zu finanzieren.“ – Janet Yellen, damalige US-Finanzministerin
Grenzen der Kryptospurensuche
Obwohl Blockchain-basierte Transaktionen analysierbar sind, gelingt es Kriminellen immer wieder, Kryptowährungen über Mixer, dezentrale Börsen oder durch Umwandlung in Privacy-Coins wie Monero zu verschleiern. Ein Beispiel hierfür ist der Angriff der Lazarus Group auf die Bybit-Börse, bei dem beträchtliche Vermögenswerte gestohlen und durch ein internationales Netzwerk geschleust wurden.
Fazit: Keine Anonymität für Terror-Finanzierer
Die jüngsten Beschlagnahmungen und die entschlossene Haltung der US-Ermittler zeigen, dass Kryptowährungen längst kein sicherer Hafen mehr für Terrorismusfinanzierung darstellen. Dank transparenter Blockchains, modernster Analysetools und zunehmender globaler Kooperation mit Krypto-Unternehmen wie Binance und Tether lässt sich illegalen Finanzströmen Schritt für Schritt das Wasser abgraben.
Die Herausforderung für die Zukunft besteht nun darin, auch kleinere Plattformen und neue Technologien im Blick zu behalten, um rechtzeitig auf sich wandelnde Taktiken krimineller Akteure reagieren zu können. Klar ist: Der Kampf gegen Terrorismus findet längst auch auf der Blockchain statt.
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