Internationale Fahndung nach Krypto-Dieben

2. April 2025

Die südkoreanische Polizei hat eine internationale Fahndung nach drei ausländischen Staatsangehörigen eingeleitet, die verdächtigt werden, bei einem OTC-Krypto-Handel (Over-the-Counter) rund 240 Millionen Won (etwa 163.000 US-Dollar) gestohlen und anschließend das Land verlassen zu haben. Der Vorfall reiht sich in eine wachsende Serie ähnlicher Betrugsfälle ein, die vor allem mit dem Stablecoin Tether (USDT) im Zusammenhang stehen.

Hintergründe: OTC-Krypto-Handel unter der Lupe

OTC-Handel findet abseits öffentlicher Börsenplätze statt und wird häufig genutzt, um große Mengen an Kryptowährungen direkt zwischen Käufer und Verkäufer zu transferieren – oft in bar und ohne große formale Auflagen. Dadurch eignet sich diese Handelsform besonders für Personen, die Diskretion wünschen oder regulatorische Hürden vermeiden wollen. Gerade diese Struktur macht OTC-Deals jedoch auch anfällig für Betrug und kriminelle Aktivitäten.

Der Vorfall in Incheon: Ein perfider Plan

Wie die Nachrichtenplattform Cryptonews berichtet, ereignete sich der Vorfall am 21. Februar gegen 21:40 Uhr im Stadtteil Seoknam-dong in Incheon. Ein in seinen 30ern befindlicher südkoreanischer Krypto-Händler hatte über eine offene Chatgruppe auf der populären Messaging-App KakaoTalk auf ein Angebot reagiert. Darin versprach einer der Verdächtigen, angeblich ein russischer Staatsbürger, USDT-Tokens zu einem Preis unter dem aktuellen Marktwert zu verkaufen.

Der Händler begab sich daraufhin zum vereinbarten Treffpunkt und brachte das vereinbarte Bargeld – insgesamt 240 Millionen Won – in einer Tüte oder einem Karton mit. Doch statt eines legitimen Handels hatten die Täter offenbar einen komplexen Fluchtplan ausgearbeitet. Während des Treffens verließ der Russe unter dem Vorwand eines Toilettenbesuchs kurzzeitig den Raum, kehrte überraschend zurück – und rannte direkt mit dem Geld davon. Draußen wartete ein Fluchtfahrzeug, gesteuert von zwei mutmaßlichen Komplizen aus Kasachstan.

Suche nach Verdächtigen läuft auf Hochtouren

Die Polizei konnte die Spur des Hauptverdächtigen zunächst bis zu einem sogenannten Officetel in der Stadt Ansan in der Provinz Gyeonggi verfolgen. Einen Tag nach dem Raub reiste der russische Staatsbürger per Flugzeug nach Vietnam aus. Die beiden kasachischen Komplizen kehrten ebenfalls am gleichen Tag in ihr Heimatland zurück.

Obwohl die Polizei intensive Ermittlungen einleitete, inklusive der Vernehmung potenzieller Komplizen, der Auswertung von Überwachungskameras und Durchsuchungen angrenzender Wechselstuben, konnte bisher weder das gestohlene Bargeld aufgefunden noch der Aufenthaltsort der Verdächtigen bestimmt werden.

Interpol eingeschaltet – Internationale Fahndung läuft

Die südkoreanische Polizei hat offiziell veranlasst, dass Interpol sogenannte Red Notices gegen die drei Verdächtigen erlässt. Diese internationale Fahndungsausgabe erlaubt Polizeibehörden vieler Länder, die gesuchten Personen bei Identifizierung festzunehmen und an die ersuchende Nation auszuliefern. Währenddessen wurden die drei Männer landesweit ebenfalls zur Fahndung ausgeschrieben.

Ein Polizeisprecher erklärte, es gebe keine Hinweise darauf, dass die Täter das Bargeld aus Südkorea ausgeführt hätten – was wiederum den Verdacht verstärkt, dass ein oder mehrere bislang unbekannte Mittelsmänner möglicherweise in den Fall involviert sind.

Zunahme an OTC-Krypto-Betrug in Südkorea

Der jetzige Fall reiht sich ein in eine Serie vergleichbarer Delikte, die sich in den letzten Monaten in Südkorea häufen. Besonders Incheon scheint ein Brennpunkt für diese Art von Krypto-Kriminalität zu werden. Erst im Februar dieses Jahres wurde in der Songnim-Region ein Fall bekannt, bei dem vier Täter rund 735.000 US-Dollar unter ähnlich falschen Voraussetzungen erbeutet und dem Opfer keinen Tether überwiesen hatten.

Zunehmend nutzen Täter in- und ausländischer Herkunft die Schwächen des dezentralen Markts aus. Durch gezielte Angebote in anonymen Chatgruppen und die Aussicht auf lukrative Kurse locken sie Opfer in vorbereitete Fallen. Die Opfer erscheinen in bar, während die Täter entweder falsche Krypto-Wallets anzeigen oder – wie im aktuellen Fall – mit dem Bargeld fliehen, ohne eine Krypto-Transaktion auszulösen.

Polizei spricht von organisierter Kriminalität

Laut Einschätzung der Polizei handelt es sich bei den Tätern häufig um organisierte Gruppen, die mit detaillierter Planung, Ortskenntnis und ausgefeilter Fluchtorganisation arbeiten. Nicht selten kommen Fluchtfahrzeuge, mehrere Mobiltelefone und gefälschte Identitäten zum Einsatz. Einige Gruppen agieren länderübergreifend, was die Ermittlungen zusätzlich erschwert.

Regulatoren unter Druck: Forderungen nach strengerer Aufsicht

In Reaktion auf die steigende Zahl der Vorfälle geraten nun auch Regierung und Regulierungsbehörden unter Zugzwang. Experten fordern strengere Regeln für OTC-Krypto-Handel und bessere Informationskampagnen für Privatinvestoren. Problematisch ist vor allem, dass es bislang kaum bis keine Meldepflichten oder Kontrollen bei derartigen Peer-to-Peer-Geschäften gibt.

„Viele Anleger unterschätzen die Risiken direkter Handelsgeschäfte in bar. Wenn etwas schiefläuft, haben sie kaum eine rechtliche Handhabe oder Möglichkeit zur Rückverfolgung,“ erklärt ein Sprecher der koreanischen Finanzaufsicht.

Fazit: Krypto-Betrug nimmt neue Dimension an

Der Fall rund um die USDT-OTC-Diebe aus Incheon erregt nicht nur wegen der Schadenssumme Aufmerksamkeit, sondern auch wegen der professionellen Durchführung und internationalen Tragweite. Während die Behörden in Südkorea und anderen Ländern zunehmend mit der wachsenden Komplexität der Krypto-Kriminalität konfrontiert werden, bleibt für Anleger nur ein Appell zur Vorsicht. Gerade Handelsangebote abseits regulierter Plattformen bergen ein hohes Risiko für Betrug – selbst wenn sie auf den ersten Blick seriös wirken.

Die südkoreanischen Ermittler wollen nun mit Hilfe von Interpol die Täter aufspüren. Ob es gelingt, sie festzusetzen und das gestohlene Geld zurückzuholen, bleibt allerdings derzeit ungewiss.

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2. April 2025

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