FTX Insolvenz: Rückzahlungen und Herausforderungen

31. März 2025

Die Kryptobranche erlebt einen historischen Moment: Nach über zwei Jahren komplexer Insolvenzverfahren beginnt die insolvente Kryptobörse FTX am 30. Mai 2025 mit der Rückzahlung von Geldern an ihre Gläubiger. Dieser Schritt markiert einen bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zur juristischen und finanziellen Aufarbeitung eines der größten Zusammenbrüche in der Geschichte digitaler Vermögenswerte.

FTX: Vom einstigen Branchenstar zum Insolvenzkandidaten

FTX galt vor seiner spektakulären Implosion im November 2022 als eine der größten und innovativsten Kryptobörsen der Welt. Innerhalb weniger Jahre hatte Gründer Sam Bankman-Fried das Unternehmen zu einem Milliardenunternehmen aufgebaut. Die Börse war nicht nur bei Privatanlegern beliebt, sondern zog auch zahlreiche institutionelle Investoren an.

Doch im November 2022 kollabierte das System. Fehlende Liquidität, Unregelmäßigkeiten in der Buchführung und die enge Verflechtung mit dem Schwesterunternehmen Alameda Research führten zur Zahlungsunfähigkeit. Am 11. November 2022 stellte FTX offiziell Insolvenz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts.

Start der Rückzahlungen am 30. Mai 2025

Laut Informationen aus offiziellen Gerichtsunterlagen sowie aktuellen Branchenberichten beginnt die Rückzahlung zunächst für Gläubiger mit Forderungen über 50.000 US-Dollar. Diese werden aus einer Rücklage von insgesamt 11,4 Milliarden US-Dollar finanziert, die das Unternehmen gemeinsam mit Insolvenzverwalter John Ray III in mehr als zwei Jahren verwalten und sichern konnte.

Wertberechnung nach damaligem Preisstand

Ein zentraler Streitpunkt bleibt jedoch bestehen: Die Bewertung der Forderungen erfolgt auf Grundlage der Marktpreise vom Zeitpunkt des Insolvenzantrags im November 2022. Dies wirft besonders aus Sicht der Gläubiger Fragen auf, da viele Kryptowährungen seither drastisch im Wert gestiegen sind.

Beispielsweise betrug der Preis für einen Bitcoin im November 2022 rund 18.000 US-Dollar – heute liegt dieser bei über 65.000 US-Dollar. Ähnlich drastische Wertanstiege wurden bei anderen Coins wie Solana oder Ethereum verzeichnet. Solana etwa verzeichnete einen Kurszuwachs von über 650 %, Bitcoin stieg um rund 500 % und XRP um etwa 450 %.

„Gläubiger erhalten theoretisch 100 % ihrer Forderung – allerdings in veralteten Dollarwerten. Real bedeutet das in vielen Fällen einen erheblichen Verlust“, erklärt Sunil Kavuri, Sprecher einer großen Gruppe von FTX-Gläubigern.

„Convenience Class“: Kleinere Gläubiger wurden bereits entschädigt

Laut Angaben der Insolvenzverwalter hat FTX bereits mit der Entschädigung von Gläubigern mit geringeren Forderungen begonnen. Die sogenannte „Convenience Class“ umfasst beispielsweise Kleininvestoren und Nutzer mit kleineren Beträgen auf der Plattform.

Der Vorteil dieser Klasse liegt in der beschleunigten Bearbeitung, allerdings oftmals zu reduzierten Auszahlungsbeträgen. Einige Kleingläubiger haben laut Berichten bereits ihre Zahlungen erhalten und zeigen sich teils zufrieden – anderen mangelt es an Klarheit über weitere Verfahrenshürden.

Unglaubliche Anzahl an Forderungen – darunter massenhaft Fakes

Wie FTX-Anwalt Andrew Dietderich erklärte, sieht sich das Unternehmen mit einer überwältigenden Anzahl an Forderungsanmeldungen konfrontiert. Die Insolvenzdokumente nennen die Zahl „27 Trillionen“ – eine mathematisch kaum greifbare Summe, die auf viele betrügerische oder überhöhte Forderungen zurückzuführen ist.

Die Prüfung und Zurückweisung dieser zweifelhaften Anträge bindet erheblichen Verwaltungsaufwand und verzögert die Abwicklung berechtigter Forderungen.

Zinsaufschläge und zusätzliche Rückflüsse möglich

Inmitten dieser komplexen Lage regt sich zumindest etwas Hoffnung für Gläubiger: FTX wird auf noch ausstehende Forderungen einen Zinsaufschlag von 9 % pro Jahr zahlen. Dieser Aufschlag soll laut den Insolvenzverwaltern den Anspruch auf Zeitwert ausgleichen. Ob diese Zinsen den realen Preisverlust vollständig ausgleichen können, ist jedoch unklar und wird zu rechtlich weiterführender Diskussion führen.

Kritik an Abrechnungsmodalitäten wächst

Vor allem Nutzer, die Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Solana auf FTX hielten, fühlen sich durch den Bewertungszeitpunkt benachteiligt. In sozialen Netzwerken machen User ihrem Ärger Luft. In einem viel beachteten Post auf X (ehemals Twitter) bringt ein Nutzer den Frust auf den Punkt: „Wenn du 1 BTC auf FTX hattest, bekommst du 18.000 Dollar zurück – obwohl er heute über 60.000 wert ist.“

Technologische Partner: Hilfe bei der Auszahlung

Unterstützt wird die Rückzahlungsabwicklung durch etablierte Kryptounternehmen wie BitGo und Kraken. Diese Krypto-Dienstleister helfen mit Technologie, Verifikation und Infrastruktur, um die enormen Transaktionsvolumen effizient und sicher abzuwickeln.

Die geplanten Rückflüsse könnten laut Berechnungen bis zu 16 Milliarden US-Dollar erreichen – vorausgesetzt, alle berechtigten Nutzer stellen ordnungsgemäße Anträge.

Offene Fronten: FTX EU und politische Spenden

Parallel zur Rückzahlung sorgt ein weiterer Aspekt für Schlagzeilen: Die angebliche Übernahme der FTX-Tochter „FTX EU“ durch die neu gegründete Backpack Exchange, ein Projekt ehemaliger FTX-Mitarbeiter. Während Backpack bereits die Genehmigung der zyprischen Finanzaufsicht (CySEC) verkündete, dementierte FTX gegenüber US-Gerichten die Absegnung der Transaktion. Somit bleibt unklar, ob es sich hierbei um eine echte Neuordnung oder ein Ablenkungsmanöver handelt.

Zusätzlich verfolgt das US-Justizministerium weiterhin die Rückführung von bis zu 13,25 Millionen US-Dollar, die laut Gerichtsunterlagen über politische Spendenkanäle im Umfeld ehemaliger FTX-Führungskräfte verteilt wurden. Der verantwortliche Bundesrichter Lewis Kaplan hat der Regierung mehr Zeit eingeräumt, um entsprechende Einigungen mit politischen Organisationen zu erzielen. Die neue Frist wurde auf den 15. Januar 2026 festgelegt.

Was erwartet Gläubiger in den kommenden Monaten?

Auch wenn der nun beginnende Rückzahlungsprozess vielen Gläubigern einen kleinen Hoffnungsschimmer bietet, ist das Verfahren noch lange nicht zu Ende. Die vollständige Auszahlung sowie das juristische Schließen des Insolvenzverfahrens wird sich voraussichtlich über mehrere Monate, wenn nicht Jahre, ziehen.

Dabei wird es neben der rein finanziellen Abwicklung auch weiterhin darum gehen, verlorenes Vertrauen innerhalb der Krypto-Community zurückzugewinnen und regulatorische Lehren aus dem Zusammenbruch von FTX zu ziehen.

Fazit

Der Start der Rückzahlungen durch FTX am 30. Mai 2025 ist zweifellos ein bedeutender Schritt für Tausende Geschädigte weltweit. Doch die Entscheidung, Forderungen auf Basis veralteter Marktpreise zu begleichen, bleibt ein bitterer Wermutstropfen für viele Anleger. Während sich das Unternehmen bemüht, durch Zinszahlungen und transparente Abwicklung dem Gerechtigkeitssinn zu entsprechen, bleibt die Aufarbeitung dieses verheerenden Kollapses ein Paradebeispiel für die Risiken im unregulierten Kryptomarkt.

Für betroffene Gläubiger heißt es weiterhin: Ruhe bewahren, alle Unterlagen einreichen – und auf möglichst hohe Rückflüsse aus den verbliebenen Vermögenswerten hoffen.

31. März 2025

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