Elon Musk hat erneut für Schlagzeilen gesorgt: In einem umstrittenen Schritt hat der Tech-Milliardär seine Social-Media-Plattform X, früher bekannt als Twitter, an sein eigenes KI-Unternehmen xAI veräußert. Der Deal, bei dem es sich um eine reine Aktienübertragung handelt, sorgt nicht nur bei Investoren für Aufsehen, sondern auch für erhebliche juristische und ethische Diskussionen. Dabei fällt die Ankündigung zeitlich mit einer juristischen Niederlage Musks zusammen, denn ein US-Bundesrichter hat kürzlich seinen Antrag, eine Sammelklage abzulehnen, zurückgewiesen.
xAI übernimmt X – Ein Milliarden-Deal mit Fragezeichen
Am 28. März wurde offiziell bestätigt, dass xAI das soziale Netzwerk X übernimmt. Der Wert der Transaktion beläuft sich auf rund 33 Milliarden US-Dollar für X – allerdings bereits bereinigt um etwa 12 Milliarden US-Dollar an bestehenden Schulden. Im Gegenzug wird xAI mit einer Bewertung von 80 Milliarden US-Dollar gehandelt. Damit liegt Musks Bewertung für xAI deutlich über dem, was Kritiker für gerechtfertigt halten – nicht zuletzt, da es sich um ein relativ junges Unternehmen handelt.
Dieses Geschäft hat insbesondere deshalb Wellen geschlagen, weil Musk 2022 X für rund 44 Milliarden US-Dollar erworben hatte. Der jetzt angesetzte Wert von 33 Milliarden US-Dollar bedeutet faktisch einen erheblichen Wertverlust, auch wenn dieser durch die daraus resultierende Eingliederung in xAI strategisch gerechtfertigt werden soll.
Die Rollenverteilung: Künstliche Intelligenz trifft Kommunikationsnetzwerk
Musk erklärte in seiner Mitteilung zur Fusion, dass er sich von dem Zusammenschluss von xAI und X „immenses Potenzial“ verspreche. „Die Zukunft von xAI und X sind miteinander verwoben“, so Musk. Der Plan: Die fortschrittlichen KI-Funktionen von xAI sollen mit der enormen Reichweite von X kombiniert werden. Damit könnte eine neue Ära der personalisierten, KI-unterstützten sozialen Kommunikation eingeläutet werden – mit Anwendungen, die vom Newsstreaming bis hin zu KI-generierten Inhalten reichen.
Im Zentrum dieser Technologie-Offensive steht Grok, der hauseigene Chatbot von xAI. Grok ist direkt in die Plattform X integriert und soll laut Musk in verschiedenen akademischen Benchmarks sogar besser abschneiden als das ursprüngliche Modell von ChatGPT.
Kritiker warnen: Rechtliches Risiko für Musk steigt
Doch die Fusion hat nicht nur Fans. Der Investor Adam Cochran von Cinneamhain Ventures äußerte öffentlich Bedenken über die Struktur des Deals. Seiner Ansicht nach wurde xAI künstlich überbewertet, um X in einem schlechten Deal zu absorbieren – zulasten der Investoren auf beiden Seiten. „Er betrügt damit sowohl die xAI-Investoren als auch die X-Investoren“, so Cochran in einem sozialen Beitrag.
Hinzu kommt, dass Musk durch diese Umstrukturierung den rechtlichen Druck auf sich weiter erhöht hat. Die Sammelklage, die sich auf Irreführung von Investoren bei seiner ursprünglichen Twitter-Übernahme bezieht, könnte nun auch rechtlich auf xAI ausgeweitet werden. Da xAI nun Inhaber von X ist, könnten mögliche Urteile oder Schadensersatzforderungen auch dieses Unternehmen betreffen. „Jetzt wird es erst richtig brisant“, so Cochran.
Die rechtlichen Hintergründe – Alte Investoren fordern Rechenschaft
Anlass für die aktuelle juristische Auseinandersetzung ist Musks angebliche Verzögerung bei der Offenlegung seines anfänglichen Anteils an Twitter im Jahr 2022. Kläger werfen ihm vor, dadurch den Aktienkurs manipuliert zu haben, bevor er das Unternehmen vollständig übernahm. Ein US-Richter hat kürzlich Musks Antrag, das Verfahren einzustellen, abgewiesen – eine juristische Niederlage, die möglicherweise weitreichende Folgen hat, nun da xAI und X miteinander verbunden sind.
Musk und die US-Börsenaufsicht: Ein zweischneidiges Verhältnis
In einem weiteren brisanten Schritt berichteten Medien, dass Musks sogenannte Department of Government Efficiency (DOGE) demnächst in direkter Zusammenarbeit mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC tätig sein könnte. Laut interner Berichte erhält das DOGE-Team künftig Zugriff auf interne Systeme und Daten der Behörde – ein Vorgang, der von Seiten der SEC bereits durch Sicherheitsprüfungen und Ethikverfahren legitimiert werden soll.
Noch ist unklar, welche konkreten Ziele die Zusammenarbeit verfolgt, doch Kritiker sehen darin bereits einen möglichen Interessenskonflikt. Die private Einflussnahme auf eine staatliche Kontrollbehörde wie die SEC sei besorgniserregend und könnte zukünftige regulatorische Prozesse zugunsten von Musks Interessen beeinflussen.
Unklarheiten bei der Bewertung von xAI – Eine neue Finanzblase?
Eine der heftigsten Kontroversen rund um den Deal betrifft die Bewertung von xAI. Ein Unternehmen, das kaum zwei Jahre auf dem Markt ist, wird auf satte 80 Milliarden US-Dollar taxiert – eine Summe, die bei vielen Ökonomen und Tech-Analysten Stirnrunzeln auslöst. Besonders kritisch ist, dass keiner der üblichen Parameter wie Umsätze, Nutzerzahlen oder Partnerschaften bislang öffentlich einsehbar ist.
Während einige Experten xAI als eine potentielle Führungsgröße im KI-Sektor betrachten, ist der Hype rund um Grok möglicherweise übertrieben. Ein Teil der Community bezeichnet das Preisgefüge als „eine absurde Blase“, während Anhänger argumentieren, Grok könne sich im KI-Wettrennen gegen ChatGPT, Claude oder Gemini behaupten – eine Bewertung, die durch fundierte Vergleichstests bislang allerdings kaum gedeckt ist.
Fazit: Mehr Fragen als Antworten
Der Verkauf von X an xAI stellt mehr Fragen als er beantwortet. Musk setzt mit diesem Schritt nicht nur auf Synergien zwischen sozialer Vernetzung und künstlicher Intelligenz, sondern geht auch ein beachtliches juristisches und finanzielles Risiko ein. Während sich Visionäre vom Zusammenschluss große Innovationen versprechen, sprechen Kritiker von einem gefährlichen Spiel mit überhöhten Bewertungen, Datenrisiken und regulatorischen Grauzonen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob xAI und X tatsächlich wie geplant zu einer revolutionären Plattform verschmelzen – oder ob sich die Fusion als finanzielles Abenteuer mit rechtlichem Bumerangeffekt entpuppt. Eines ist jedoch sicher: Elon Musk bleibt weiterhin der wohl polarisierendste Unternehmer unserer Zeit.
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