In der Diskussion um die zukünftige Dominanz digitaler Finanzinstrumente hat der Bitcoin-Maximalist Max Keiser eine kühne Prognose aufgestellt: Goldgedeckte Stablecoins könnten sich als bevorzugte Alternative zu den an den US-Dollar gekoppelten Pendants etablieren. Keiser argumentiert, dass viele Länder – insbesondere solche mit angespannten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten – Gold als vertrauenswürdigeres Wertaufbewahrungsmittel betrachten. Diese Einschätzung könnte die globale Vorherrschaft des US-Dollars im Finanzsystem weiter unter Druck setzen.
Goldgedeckte Stablecoins als Antwort auf geopolitische Spannungen
In einer kürzlichen Stellungnahme verwies Max Keiser darauf, dass Länder wie Russland, China und der Iran wenig Interesse daran hätten, Stablecoins zu nutzen, die den US-Dollar als Basiswert haben. Stattdessen könnten sie eigene goldgestützte Alternativen einführen. Er behauptete zudem, dass Russland und China zusammen über 50.000 Tonnen Gold verfügen könnten, mehr als offiziell angegeben.
Der Hintergrund dieser Entwicklung liegt in der geopolitischen Verschiebung hin zu einer multipolaren Finanzordnung, in der nicht-westliche Länder nach Möglichkeiten suchen, sich von der traditionellen Dollar-Dominanz zu lösen. Goldgedeckte Stablecoins bieten eine potenziell attraktive Lösung, da sie die Stabilität eines physischen Rohstoffs mit den Vorteilen digitaler Zahlungsmittel kombinieren.
Gold als Inflationsschutz und stabile Wertbasis
Ein zentraler Punkt in Keisers Argumentation ist, dass Gold nachweislich als Inflationsschutz dient – eine Eigenschaft, mit der Fiat-Währungen, insbesondere der US-Dollar, kaum mithalten können. Während traditionelle Währungen durch Regierungspolitik und Geldmengensteuerung an Wert verlieren können, bleibt Gold langfristig eine stabile Wertanlage.
Die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen geben Keiser in diesem Punkt recht. Die Inflation in großen Volkswirtschaften bleibt auf hohem Niveau, und das Vertrauen in staatliche Finanzinstrumente nimmt ab. In diesem Umfeld könnten goldgedeckte Stablecoins zunehmend an Attraktivität gewinnen.
Der Aufstieg von Tether Gold und anderen goldgedeckten Stablecoins
Ein prominentes Beispiel für goldgedeckte Stablecoins ist Tether Gold (XAU₮), das von Tether eingeführt wurde. Diese Stablecoin ist vollständig mit physischem Gold hinterlegt und bietet Investoren eine stabilere Alternative zu herkömmlichen Fiat-Stablecoins wie USDT. Im Juni 2024 kündigte Tether zudem das neue Token Alloy (aUSD₮) an, welches durch Tether Gold gedeckt wird.
Gabor Gurbacs, ehemaliger VanEck-Direktor und Gründer von PointsVille, verglich XAU₮ mit dem US-Dollar vor 1971 – also bevor die USA das Bretton-Woods-System aufgaben und den Dollar von der Goldbindung lösten. Laut Gurbacs hat Tether Gold im Jahr 2024 bereits eine Rendite von 15,7 Prozent erzielt, was seine wachsende Attraktivität unterstreicht.
US-Regierung kämpft um die Dollar-Dominanz
Die US-Regierung ist sich der Herausforderungen bewusst, die durch die steigende Beliebtheit goldgedeckter Stablecoins entstehen könnten. Während der „White House Crypto Summit“ am 7. März erklärte US-Finanzminister Scott Bessent, dass US-Dollar-Stablecoins essenziell seien, um die globale Vormachtstellung des Dollars zu verteidigen. Auch Christopher Waller, Gouverneur der US-Notenbank Federal Reserve, bekräftigte diesen Standpunkt und betonte, dass regulierte Stablecoins ein Mittel zur Stärkung der Dollar-Dominanz sein könnten.
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, arbeitet die US-Regierung an neuen regulatorischen Maßnahmen für Stablecoins. Mehrere Gesetzesentwürfe – darunter der Stable Act of 2025 und das GENIUS-Gesetz – wurden vorgeschlagen, um eine klare Regulierung für Fiat-gestützte digitale Vermögenswerte zu schaffen.
Tether setzt sich aktiv für Stablecoin-Regulierungen ein
Auch das Unternehmen Tether nimmt eine zentrale Rolle bei der Gestaltung dieses aufkommenden Finanzmarktes ein. Berichten zufolge steht Tether in engem Austausch mit US-Gesetzgebern – darunter Bryan Steil und French Hill –, um an der Ausarbeitung entsprechender Gesetze mitzuarbeiten.
Zudem kündigte Tether an, dass es mit einem der „Big Four“-Wirtschaftsprüfungsunternehmen zusammenarbeite, um eine vollständige Prüfung seiner Reserven durchzuführen und nachzuweisen, dass jede ausgegebene Stablecoin tatsächlich durch entsprechende physische Werte gedeckt ist. Diese Maßnahme dürfte darauf abzielen, Vertrauen in das Unternehmen und seine Finanzprodukte zu stärken.
Stabile Rahmenbedingungen als Schlüssel zur Akzeptanz
Der Markt für Stablecoins entwickelt sich rasant, doch Experten warnen, dass eine nachhaltige Adoption nur dann stattfinden kann, wenn klare regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu gehört nicht nur die Absicherung der Stablecoins durch überprüfbare Reserven, sondern auch der Schutz der Verbraucher und die Einhaltung internationaler Finanzgesetze.
In diesem Zusammenhang bestätigte Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank, bei einer Anhörung im Senat, dass die Federal Reserve eine einheitliche Regulierung für Stablecoins erarbeiten wolle. Ziel sei es, sowohl Investoren als auch das traditionelle Finanzsystem vor potenziellen Risiken zu schützen.
Wird Gold die Zukunft bestimmen?
Max Keisers Vision eines von Gold dominierten Stablecoin-Marktes ist ambitioniert, doch sie basiert auf realen wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen. Während der US-Dollar aufgrund wachsender globaler Unsicherheiten an Vertrauen zu verlieren scheint, könnte Gold erneut als wertbeständige Alternative zur Leitwährung aufsteigen.
Ob sich goldgedeckte Stablecoins wie Tether Gold tatsächlich gegen USDT und andere Fiat-Stablecoins durchsetzen, bleibt jedoch abzuwarten. Viel hängt von der regulatorischen Entwicklung und der Akzeptanz solcher digitalen Vermögenswerte in Schlüsselmärkten wie China, Russland und den Schwellenländern ab. Dennoch zeigt die wachsende Popularität von XAU₮ und ähnlichen Projekten, dass die Nachfrage nach werterhaltenden Alternativen weiter steigt.
Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob sich Keisers Vorhersage bewahrheitet – doch eines steht bereits jetzt fest: Das Rennen um die digitale Währungszukunft hat längst begonnen.
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