Am 30. Januar 2025 veröffentlichte Forbes ein ausführliches Feature über Michael Saylor, den Mitbegründer und Executive Chairman von MicroStrategy, und stellte ihn als zentrale Figur einer „Revolution in der Unternehmensfinanzierung“ dar. Im Mittelpunkt des Artikels stehen das unorthodoxe Vorgehen von MicroStrategy in Bezug auf Bitcoin und die persönlichen und beruflichen Philosophien von Saylor. Der Artikel umfasst sowohl Bewunderung als auch Kritik und wirft eine Reihe faszinierender Einblicke auf seine Strategien, Erfolge sowie Herausforderungen. Hier sind die sieben wichtigsten Lektionen, die wir aus dem Bericht gelernt haben.
1. Der 21/21-Plan von MicroStrategy funktioniert
Der sogenannte 21/21-Plan von MicroStrategy, der im Oktober 2024 angekündigt wurde, zielt darauf ab, innerhalb von drei Jahren 42 Milliarden Dollar zu beschaffen, um massenhaft Bitcoin zu erwerben. Die Finanzierung erfolgt dabei zu 50 % aus Eigenkapital und zu 50 % durch Fremdkapital. Im Forbes-Artikel wird eindrucksvoll geschildert, dass MicroStrategy allein in den letzten beiden Monaten des Jahres 2024 satte 200.000 Bitcoin für 18 Milliarden Dollar erworben hat. Diese Strategie unterstreicht, wie entschlossen das Unternehmen ist, seinen Status als größter Bitcoin-Besitzer aufrechtzuerhalten und auszubauen.
Dieser aggressive Ansatz wird von Befürwortern als revolutionär angesehen, da er Bitcoin wie eine ultimative Reservewährung behandelt. Kritische Stimmen bezeichnen es jedoch als riskant und potenziell ruinös, insbesondere in einem volatilen Kryptomarkt.
2. Ein Bärenmarkt ist für MicroStrategy nicht das Ende
Eines der häufigsten Argumente gegen die Bitcoin-Strategie von MicroStrategy ist die Angst vor einem lang anhaltenden Bärenmarkt. Kritiker befürchten, dass der starke Hebel und die hohen Verschuldungsniveaus des Unternehmens ein Rezept für eine Katastrophe sind. Laut dem Forbes-Artikel ist dieses Szenario jedoch weniger wahrscheinlich, als es den Anschein hat.
MicroStrategy könnte laut Schätzungen langfristig nur in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, wenn der Bitcoin-Preis unter die Marke von 20.000 USD fällt und für mindestens zwei Jahre dort verbleibt. Angesichts historischer Trends, bei denen selbst die schlimmsten Krypto-Winter nicht so lange dauerten, scheint dieses Risiko vergleichsweise gering. Außerdem hat das Unternehmen bereits ähnliche Krisen überstanden, wie etwa die markerschütternde Zeit während der Abstürze von Terra oder FTX in den Jahren 2022 und 2023.
3. Erzwungene Liquidationen sind unwahrscheinlich
Ein weiterer Aspekt der Debatte dreht sich um die Frage, ob MicroStrategy eines Tages gezwungen sein könnte, seine Bitcoin-Bestände zu liquidieren, um Verbindlichkeiten zu bedienen. Laut Analysten wie Jeff Park von Bitwise ist dieses Szenario ebenfalls unwahrscheinlich. Der Artikel hebt hervor, dass das Unternehmen überschaubare Schulden in seiner Bilanz führt und institutionelle Gläubiger tendenziell bereit sind, Refinanzierungen zu unterstützen.
Der aktuelle Aktienkurs von MicroStrategy deutet sogar darauf hin, dass etwa vier Milliarden US-Dollar des Unternehmensvermögens als liquide Mittel verfügbar wären. Diese finanziellen Sicherheitsmechanismen könnten im Ernstfall einen Spielraum bieten, um akute Zahlungsprobleme zu vermeiden.
4. Andere Unternehmen scheitern daran, MicroStrategy zu kopieren
MicroStrategy ist zweifellos ein Vorreiter, wenn es um die institutionelle Bitcoin-Adoption geht. Viele andere Unternehmen versuchen, diesem Modell zu folgen, jedoch mit begrenztem Erfolg. Laut Forbes haben rund 90 Unternehmen ähnliche Strategien verfolgt, konnten jedoch weder das Ausmaß noch die Effizienz von MicroStrategy erreichen.
Das liegt unter anderem an Michael Saylors starkem Vorsprung als „First Mover“ und dem nahezu unerreichbaren Maßstab seiner Bitcoin-Bestände. Mit 471.107 Bitcoin, die rund 2,243 % der gesamten verfügbaren Menge ausmachen, ist MicroStrategy weit vor dem zweitplatzierten Unternehmen MARA Holdings, das lediglich 44.893 Bitcoin besitzt.
5. Saylor ignoriert Kritiker
Trotz der erheblichen Diskussionen und Kritik an seiner Bitcoin-Strategie bleibt Michael Saylor unbeeindruckt und standfest. Auf die Frage, was er von den Einwänden der Skeptiker hält, entgegnete er laut Forbes schlicht, dass die Gegner seiner Vision in einer „prä-kopernikanischen Welt“ leben würden, in der alte Paradigmen unerschütterlich sind.
Seine nonchalante Haltung gegenüber Volatilitätsrisiken überrascht ebenso wie seine persönliche Seite, die im Artikel beleuchtet wird. So hat Saylor beispielsweise drei Papageien, die er auf die Namen HODL, Satoshi und Max getauft hat – eine Anspielung auf seine tief verwurzelte Bitcoin-Begeisterung.
6. Saylor kennt Höhen und Tiefen aus erster Hand
Der Artikel führt die Leser zurück ins Jahr 2000 und schildert einen kritischen Wendepunkt in Saylors Karriere. Damals stieg der Aktienkurs von MicroStrategy auf 313 US-Dollar, ehe er innerhalb weniger Monate auf 72 US-Dollar einbrach. Innerhalb von zwei Jahren fiel der Preis sogar unter 1 Dollar, und Saylor verlor ein Vermögen von dreizehn Milliarden US-Dollar.
Zu dieser Zeit erlitt Saylor einen persönlichen und beruflichen Tiefpunkt, der ihn nachhaltig prägte. Er zeigte im Gespräch mit Forbes Reue für jene Phase und gestand: „Es war die dunkelste Zeit meines Lebens. Wenn Menschen wegen ihres Vertrauens in dich Geld verlieren, dann ist das so ziemlich das Schlimmste.”
7. Bitcoin hat ihn Demut gelehrt
Ein bemerkenswerter Teil des Artikels zeigt Saylors Einsichten über die transformative Rolle von Bitcoin. Er erkennt an, dass seine eigenen Innovationen keinen vergleichbaren Einfluss auf die Welt hatten wie Bitcoin: „Ironischerweise hat etwas, das ich nicht erfunden habe, mich erfolgreicher gemacht als alles, was aus meinen eigenen Ideen hervorgegangen ist.”
Mit dieser Einsicht betont Saylor, dass die Bitcoin-Strategie von MicroStrategy aus einer Kombination von Frustration und Not entstand. Diese wurde zunächst zur Chance, dann zur Strategie, schließlich zur Identität und mittlerweile zur einer Mission, die das Unternehmen antreibe.
Mit seiner aktuellen Position als Executive Chairman hat Saylor jetzt mehr Zeit, die Vorteile von Bitcoin auf globaler Ebene zu vermitteln und seine Vision weiter zu verbreiten. Die kommenden Jahre könnten wegweisend für ihn und MicroStrategy werden – sowohl in finanzieller als auch in ideologischer Hinsicht.
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